Baujahr: | 1678, 1725, 1765 und 1882 |
Denkmalpflege: | schützenswert |
Öffentlicher Wettbewerb: | 2009 |
Planung: | 2010–2012 |
Ausführung: | Februar 2012–Juni 2013 |
Geschossfläche GF SIA 416: | 1’340 m2 |
Hauptnutzfläche HNF: | 595 m2 |
Gebäudevolumen SIA 416: | 4’108 m3 |
Kosten BKP 2: | CHF 3'960'000.– |
Kosten BKP 1–9: | CF 4'405’000.– |
Architektur / Bauleitung: | Lorenz Frauchiger Martin Bauer Stefan Gysel |
Architekturfotografie: | Alexander Jaquemet |
Bauherrschaft: | Stadtbauten Bern |
Das Herrenhaus Brünnengut wurde 1678 erbaut. Das herrschaftliche Gebäude wechselte mehrmals den Besitzer und wurde 1882 zur Knabenerziehungsanstalt umgenutzt. Nach Auszug des Heimbetriebes 1968 übernahm die Einwohnergemeinde Bern das Gebäude.
Das Herrenhaus soll umgebaut werden, um Platz für eine Tagesstätte für rund 90 Kinder aus den umliegenden Quartieren zu schaffen. Zusammen mit der geplanten Schulanlage bildet die Tagesstätte künftig das Zentrum der Kinder- und Bildungseinrichtung in Brünnen. Ein Projektwettbewerb zeigte auf, wie die benötigte Infrastruktur im Herrenhaus eingebaut werden kann. Einerseits mussten die gesetzlichen Anforderungen an Sicherheit und Zugänglichkeit erfüllt werden, andererseits sollte das Gebäude den heutigen pädagogischen Anforderungen entsprechen. Diese Ansprüche galt es unter Wahrung der denkmalpflegerischen Vorgaben zu erfüllen.
Neue Raumabfolge
Um das Gebäude für die Nutzung als Tagesstätte herzurichten, wurde die Raumabfolge teilweise neu gegliedert. Die Gruppenbereiche wurden auf den drei Geschossen an den Gebäudeköpfen Ost und West angelegt. Die Allgemeinräume befinden sich in der Hausmitte und die Infrastruktur- und Nebenräume im Kellergeschoss. Durch die Umnutzung des ehemaligen Abortturmes zum Treppenhaus ist das Gebäude nun zentral erschlossen. Diese Massnahme ermöglichte einen schonungsvollen Umgang mit der historischen Bausubstanz.
Baustilgerechte Materialien
Die Rückbauarbeiten an den Oberflächen brachten, einer Zwiebel gleich, verschiedene Zeitschalen zum Vorschein, die entsprechend restauriert wurden. Dank einem baustilgerechten Materialeinsatz fügen sich die verschiedenen Baustile zu einem lebendigen, qualitativ hochwertigen Innenleben zusammen.
Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden sämtliche Haustechnikinstallationen von Grund auf erneuert und das Gebäude dem Fernwärmeverbund Brünnen Nord angeschlossen. Die Sanierung des Herrenhauses erfolgte nach Minergie-Standard für Umbauten. Zudem wurde eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung eingebaut.
Die Umgebung des Herrenhauses wurde bereits während der Sanierung des Brünnenparks 2009/10 neu gestaltet und war deshalb nicht Bestandteil dieses Projekts.
Um den vorhandenen Raum im Herrenhaus optimal zu nutzen, wurde im Zuge der Sanierung der Dachraum neu gegliedert und aufgewertet. Durch eine verbesserte Belichtung und eine neue Raumeinteilung soll dieser künftig ebenfalls als Gruppenraum genutzt werden können.
Denkmalpflegerisch bestand die Herausforderung in der Bewahrung der Südfassade mit der dominanten Dachlandschaft des Herrenhauses, was spezielle Lösungen für die Belichtung bedingte. Es wurde auf den Einsatz von handelsüblichen Dachfenstern verzichtet, und gegen Süden wurden einzig drei zusätzliche Lukarnen aufgerichtet. Gegen Norden wurde mit Hilfe eines Lichtbandes über der Kehlbalkenlage eine zusätzliche Belichtung unter den Glasziegeln eingeführt.
Die räumliche Gliederung des Dachgeschosses orientierte sich stark am neu eingeführten Lichtband, so dass alle Räume direkt oder indirekt vom Zenitallicht profitieren. Neben den beiden Gruppenbereichen an den Gebäudeköpfen Ost und West entstand durch diese Massnahme in der Gebäudemitte ein heller, einladender Zentralraum als Eintritt ins Dachgeschoss.